Was bedeutet es eigentlich, Christ zu werden bzw. zu sein?
Man hört das immer wieder in christlichen Kreisen: „Du musst Jesus bitten, in dein Leben zu kommen.“ Oder: „Lade Jesus in dein Leben ein.“
Ich glaube, was wir damit ausdrücken wollen, ist, dass es für lebendigen Glauben diese persönliche Beziehung zu Jesus braucht. Es geht nicht um tote Religion, sondern um eine gelebte Beziehung zu Gott. Und das ist absolut richtig.
Das große „Aber“ kommt jetzt: Was wir damit wahrscheinlich gleichzeitig ausdrücken ist, dass ich Jesus in mein Leben einlade – und ihm jetzt erlaube, Teil meines Lebens zu sein.
Um das mal bildlich auszudrücken: Ich bin der König meines kleinen Königreichs. Und an einer Stelle in meinem Leben komme ich mit einem anderen König in Berührung: König Jesus. Dieser König ist allerdings so demütig, dass er sich mir zunächst als Diener vorstellt – ähnlich der Person „Leo“ in Hermann Hesses „Morgenlandfahrt“. Ich lerne ihn immer mehr kennen, sehe welche Kraft und Macht er hat, erlebe, dass er mir auf einer ganz anderen Ebene Hilfe anbietet, dass er mir Zukunft und Sinn schenkt. Und so kommt es zu den oben genannten Worten: Ich lade Jesus in mein Leben ein – ich lade ihn in mein Reich ein. Und das ist ja auch mehr als cool, oder?! Jetzt habe ich einen Diener in meinem kleinen Reich, der über die Maßen mächtig ist und der mir hilft, mein kleines Reich erfolgreich zu regieren, meine Ziele zu erreichen, mein Leben erfolgreich zu leben.
Aber was ist, wenn wir genau diesen Part falsch verstanden haben? Nicht, dass Jesus uns nicht helfen würde und nicht, dass er nicht auch die Macht und Ressourcen dafür hat. Die Einladung ist aber genau anders herum: Nicht wir laden Jesus in unser Reich ein – ganz im Gegenteil: Er lädt uns in sein Reich ein! König Jesus schaut auf mein kleines Reich und sagt: Ganz nett – aber viel zu klein! Viel zu einfach. Viel zu wenig herrlich. Viel zu begrenzt.
Das ist so, als würde der FC Georgensgmünd versuchen, Robert Lewandowski zu verpflichten. „Hey, das ist toll wie ihr spielt und was ihr schafft – aber ich spiele in einer ganz anderen Klasse! Aber weißt du was – wie wäre es, wenn du in meinen Verein kommst?“
Das ist das Evangelium! Jesus lädt dich ein, ein Teammitglied in seinem Verein zu werden – Teil seines Reiches zu werden. Und genauso unpassend wie ich für den FC Bayern bin, genauso unpassend bin ich für Gottes Reich. Aber hier kommt der Kick: Jesus lädt mich trotzdem ein und gibt mir den Auftrag (und dazu noch die Kraft und Fähigkeiten) jetzt für etwas viel höheres zu leben, als mein eigenes, kleines Reich.
Und genauso stolz wie ich wäre, für einen so großen Verein wie den FCB zu arbeiten, kann ich jetzt stolz sein, zum Reich Gottes zu gehören. Nicht, weil ich etwas Wichtiges und Großes darin bin – sondern weil der König dieses Reichs mir Identität, Sinn und Bestätigung gibt.
Es geht nicht um mein Reich – es geht um sein Reich. Nicht um meine Ziele – um seine Ziele. Nicht um meine Ehre – sondern um seine Ehre.
Und wahrscheinlich sollten wir die Einladung einfach in Zukunft einfach wieder richtig rum stellen: „Möchtest du Teil von etwas viel größerem und herrlicherem werden? Dann bitte Jesus, dass er dich in sein Reich aufnimmt.“